Doch was macht das Haus nun so besonders?
Zusätzlich zum erhaltenen Tonnengewölbe im Keller ist besonders im Erdgeschoss noch viel Substanz aus dem 17. Jhd. erhalten: Kreuzgewölbe, teilweise mit Bemalung, Fragmente alter Bibelzitate, Putzstrukturen, freigelegte Deckenbalken und historisches Pflaster.
Im 1. Obergeschoss konnten wir während der Sanierung viele Fachwerkwände erhalten und zeigen.
Im Laufe der Bauarbeiten und durch restauratorische Untersuchungen kamen viele Einzelheiten des Gebäudes zutage, sodass ein grober Zeitstrahl das Leben des Hauses dokumentieren kann:
- ca. 1595 als Wohn-/Gemeindehaus erbaut – damit ist es das älteste Haus am Markt und eines der ältesten der Stadt. Teile des Kellers mit seinem Tonnengewölbe sind noch aus dieser Zeit.
- Aus der Zeit um 1618 sind Teile des Erdgeschosses mit Kreuzgewölbe und Bemalung erhalten, die den damaligen 30-jährigen Krieg überstanden haben und nun restauriert wurden.
- Nach dem Ende des Krieges (1648) wurden die zerstörten Teile des Hauses wieder aufgebaut. Dazu gehört der Eingangsbereich mit seinem Sitznischenportal, dem Psalm außen am Haus (datiert auf 1675) sowie dem Kreuzgewölbe und diversen freigelegten Bibelsprüchen im Foyer.
- Der von der Marktseite leicht zurückgesetzte Teil des Hauses wurde im Jahre 1717 als Torhaus angebaut und bot eine zusätzliche Lagerfläche, die durch ein niedriges Zwischengeschoss (heute mit freigelegten Balken) erkennbar ist.
- Aus der neueren Zeit sind diverse Nutzungen des Erdgeschosses z.B. als Grünwarenhandlung (in den 1920ern) und Friseursalon (ca. 1950/60er Jahre) bekannt.
- Die oberen Etagen, in denen teilweise noch viel sichtbares Fachwerk erhalten ist, boten Wohnraum für mehrere Familien.